Pranayama: Kapalabhati: Diese Atemübung zur tiefen Reinigung möchte ich euch nicht vorenthalten. Ich habe sie bei Anna Trökes gelernt und bin sehr begeistert von ihrem Effekt!
Kapalabhati ist ein anregender Reinigungsatem mit verstärkter Ausatmung. «Kapala» heißt auf Sanskrit «Schädel» und «Bhati» bedeutet «leuchten» oder «Licht». Davon abgeleitet kann man Kapalabhati mit «den Schädel zum Leuchten bringen» übersetzen. Den Namen «Schädelleuchten» hat die Übung bekommen, da viele Menschen nach einiger Übungsdauer von einem Gefühl großer Klarheit und Frische speziell im Kopf berichten. Möglicherweise kam der Name auch zustande, weil sich aufgrund des erhöhten Sauerstoffanteils im Blut oft ein leichtes Schwindelgefühl einstellt. Es geht schnell wieder vorbei – nämlich dann, wenn der Anteil von CO2 im Blut wieder ansteigt –, vorher aber entspannt dieses leichte Schwindelgefühlwunderbar den Geist.
Effekte der Atemübung: Wie wirkt Kapalabhati?
Kapalabhati ist einer der effektivsten Detox-Atemübungen. Reinigend wirkt die Atmung aus zwei Gründen: Zum einen wird durch die aktive Ausatmung der gesamte Bauchbereich aktiviert und durchblutet. Das führt dazu, dass die Verdauung gefördert wird – im Yoga sprechen wir dann davon, dass das «innere Feuer», Agni, angeregt wird. Das wiederum hat zur Folge, dass Entgiftungs- und Reinigungsprozesse des Körpers schneller und effektiver ausgeführt werden.
Zum anderen werden durch die verstärkte Ausatmung toxischen Stoffen über die Atemluft aus dem Körper geleitet. Zur Erklärung: Bei der inneren Atmung in der Zelle entsteht als Abfallprodukt Kohlendioxid, also Kohlensäure. Dieses Gas (das wir als Sprudel aus der Mineralwasserflasche kennen) wird in gelöster Form im Blut zu einem Stoff, der den Körper stark belastet. Je höher seine Konzentration ist, desto mehr verschiebt sich der pH-Wert unseres inneren Milieus zum Sauren hin. Wir werden regelrecht innerlich sauer – und damit nicht nur anfälliger für Erkrankungen, sondern auch für den Angriff der «freien Radikalen», jener hochaggressiven Sauerstoffverbindungen, die den Zellabbau beschleunigen, aber auch Krebs auslösen können. Durch eine verstärkte Ausatmung kann der Körper sich also dieser Giftstoffe entledigen. Zudem wirkt die Übung aktivierend und schenkt neue Energie, weil die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn angekurbelt wird. Die Übung aktiviert und trainiert dein Core, deine tiefe Bauchmuskulatur. Sehr gute Erfahrungen wurden mit dieser Reinigungsatmung auch bei verstopften oder sogar entzündeten Nebenhöhlen gemacht, die auf diese Weise wieder belüftet werden und deren Schleimhaut wieder besser durchblutet wird.
So führst du Kapalabhati korrekt aus:
Komme in einen bequemen und aufrechten Sitz deiner Wahl. Halte dir für einen ersten Versuch die Hand – oder ein Taschentuch – vor die Nase, und atme leicht schnaubend so aus, als wolltest du einen lästigen Fussel aus dem Nasengang entfernen. Wenn du dich ganz auf das Ausschnauben konzentrierst, wird deine Einatmung ganz automatisch erfolgen (ebenso wie beim richtigen Schnauben).
Dabei wird sich ausatmend deine Bauchdecke etwas nach innen bewegen und einatmend wieder vorschnellen. Wenn dir die Atemtechnik klar ist und du vor allem gespürt hast, dass du dich um deine Einatmung nicht kümmern musst, sondern sich ganz der aktiven Ausatmung widmen kannst, kannst du mit der eigentlichen Übung beginnen. Atme dafür tief und entspannt ein und beginne dann ganz leicht und fein schnaubend auszuatmen und automatisch einzuatmen.
Mache auf diese Weise zuerst 20, dann 40, dann 60 Atemstöße. Halte den Oberkörper und Kopf dabei völlig unbewegt, einzig deine Bauchdecke sollte aktiv sein. Halte inne, wenn du beginnst zu ermüden, und spüre noch eine Weile ruhig nach.
Tipps zum Üben und Kontraindikationen
Es ist normal, dass zu Beginn die Bauchdecke Mühe hat, sich so schnell und gleichmäßig zu bewegen. Die Bewegung kann deswegen anfangen «zu stottern». Mit zunehmender Übung wird das Stottern verschwinden, und du wirst deine Bauchmuskeln kraftvoll und koordiniert bewegen können. Vorsicht geboten ist nach Operationen im Bauch- oder Brustraum, bei Bronchitis, Lungenemphysem, Rissen im Zwerchfell, einer Neigung zum Hyperventilieren, Entzündungen im Bauchraum oder während der Schwangerschaft. Sprich dich in jedem Fall mit deinem Arzt ab, ob und wie intensiv du den Feueratem übst darfst.
Text von Anna Trökes: Anna Trökes zählt zu den profiliertesten Yogalehrerinnen und -Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Sie unterrichtet seit 1974 und hat in Berlin-Charlottenburg die erfolgreiche Prana-Yogaschule. In den vergangenen zehn Jahren hat sie 30 Bücher, CDs und eine DVD zum Thema Yoga veröffentlicht.
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